Stuttgart/Sindelfingen. Seit 60 Jahren lässt es Mercedes-Benz richtig krachen: Am 10. September 1959 findet der erste Crashtest in der Geschichte der Marke statt. Ein Versuchswagen prallt frontal gegen ein festes Hindernis. Damit beginnt für die Sicherheitsforschung eine neue Ära. Denn von nun an lässt sich das Verhalten von Fahrzeugen und Insassen bei Autounfällen anhand der Testwagen und Versuchspuppen genauer untersuchen. Aktuell sind es im Technologiezentrum Fahrzeugsicherheit (TFS) in Sindelfingen etwa 900 Crashtests pro Jahr plus rund 1.700 sogenannte Schlittenversuche. Dabei ist auf dem Prüfschlitten ein Versuchsträger (Rohkarosse oder Prüfgestell) befestigt, der so den Belastungen eines realen Fahrzeugcrashs ausgesetzt wird. Bei den Crashtest-Verfahren und Testeinrichtungen setzt Mercedes-Benz immer wieder Standards, die branchenweit Gültigkeit haben und somit die Fahrzeugsicherheit zum Wohle aller Verkehrsteilnehmer nachhaltig verbessern.

Seit 1959 werden bei Mercedes-Benz systematische Crashtests durchgeführt. Dabei wurden bislang insgesamt über 14.000 Autos geprüft. Neben Pkw werden bei Mercedes-Benz auch Transporter und schwere Nutzfahrzeuge gründlichen Crashtests unterzogen.

„Als Sicherheitspionier hat Mercedes-Benz entscheidend dazu beigetragen, dass Crashtests in der Automobilindustrie heute weltweit etabliert sind“, sagt Markus Schäfer, Mitglied des Vorstandes der Daimler AG verantwortlich für Konzernforschung & Mercedes-Benz Cars Entwicklung. „Auch im Zeitalter der Computersimulation bleiben sie unverzichtbar und stellen das hohe Niveau an Insassen- und Partnerschutz unserer Fahrzeuge sicher.“

Mercedes-Benz legt alle Baureihen auf das reale Unfallgeschehen aus; in der Crasherprobung bedeutet das, dass circa 40 Unfallkonstellationen berücksichtigt werden. Entsprechend gut schneiden Modelle der Marke auch bei unabhängigen Crashtests ab: Erst Anfang September 2019 haben der EQC 400 4MATIC (Stromverbrauch gewichtet: 20,8 - 19,7 kWh/100 km; CO2-Emissionen gewichtet: 0 g/km)[1] und der neue CLA Crashtests nach dem Verfahren von Euro NCAP[2] mit hervorragendem Ergebnis bestanden. Sie erhielten fünf Sterne. Diese Bestwertung haben im Juli 2019 ebenso die neue B-Klasse und der neue GLE erreicht. 2018 war zudem die A-Klasse von Euro NCAP als bestes in jenem Jahr getestete Fahrzeug und als Klassenbester im Segment „Kleine Familienfahrzeuge“ ausgezeichnet worden.

Mercedes-Benz führt mehr Crashtests durch als gesetzlich oder durch Ratings vorgeschrieben

Der große Vorteil eines Crashtests im Gegensatz zur Auswertung echter Unfallautos liegt in der Möglichkeit, während der Kollision Messwerte zu erfassen. Für diesen Zweck werden die Fahrzeuge mit etlichen Sensoren und Hochgeschwindigkeitskameras ausgestattet. Verschiedene mit Messinstrumenten bestückte Dummytypen stehen zur Verfügung, um reproduzierbare Daten über die Belastungen zu liefern, denen der menschliche Körper bei einem echten Autounfall ausgesetzt wäre.

Bei den Unfallversuchen geht Mercedes-Benz über die Zahl und den Aufwand der gesetzlich vorgeschriebenen Tests hinaus: Modernste Simulationsmethoden unterstützen dabei den Entwicklungsprozess. Bis zu 15.000 wirklichkeitsnahe Crashsimulationen und etwa 150 Fahrzeugcrashversuche können nötig sein, um ein komplett neues Fahrzeug reif für den Einsatz beim Kunden zu machen. Dazu zählen außer den Aufprallkonfigurationen, die für die weltweite Zulassung eines Fahrzeugs vorgeschrieben sind, auch Ratingtests und besonders anspruchsvolle, interne Crashversuche. Ein Beispiel dafür ist der Dachfalltest, den das Unternehmen ergänzend durchführt.

Crashtests morgen: noch genauer und effizienter mit Röntgenblick und digitalen Methoden

Mercedes-Benz arbeitet zusammen mit dem Fraunhofer-Institut für Kurzzeitdynamik, dem Ernst-Mach-Institut (EMI), am dynamischen Röntgencrash. Mit Hilfe dieses bildgebenden Verfahrens können die Crashexperten zukünftig während eines Crashversuchs den Verformungsprozess von Bauteilen auch im Inneren sehen und analysieren. So kann die Ursache für ein bestimmtes Verhalten eines Bauteils schneller ermittelt werden. Die Daten aus dem Röntgencrash werden mit computergestützten Simulationsmodellen zusammengeführt, so entstehen hochdynamische 3D-Simulationen. Auch die bereits hohe Simulationsgüte ließe sich mit den High-Speed-Röntgenbildern weiter verbessern.

An einem neuartigen Schlittenversuch wird ebenfalls getüftelt: Zusammen mit dem TÜV Süd in Prag (Tschechien) wird an der Applikation eines Aktiven Seitencrashschlittens gearbeitet. Dieses System soll in einer frühen Entwicklungsphase ohne Gesamtfahrzeug den Seitenaufprall simulieren. Dabei könnten zum Beispiel neben der Tür selbst auch die technische Ausstattung, die Geometrie der Verkleidungsteile und das Material in einer frühen Phase verbessert werden.

Zugleich forciert Mercedes-Benz die Digitalisierung auch im Bereich Crashtests: Die Crashvorbereitung lässt sich mit Augmented Reality (AR)[3] und Virtual Reality (VR)[4] noch effizienter gestalten. Mögliche Anwendungen der digitalen Technologien sind das Erstellen des Messpunkt-Katalogs für die Vermessung der Fahrzeuge in einem virtuellen Raum und das Anbringen der bis zu 150 Messpunkte am Auto mit Hilfe einer AR-Datenbrille.

Crashtests heute: vielfältige Möglichkeiten im Technologiezentrum Fahrzeugsicherheit (TFS)

Im November 2016 hat Mercedes-Benz mit dem Technologiezentrum Fahrzeugsicherheit (TFS) eines der modernsten Crashtest-Zentren der Welt eröffnet. Dessen flexibles Crashbahnkonzept bietet nicht nur die Möglichkeit klassischer Crashtests, sondern schafft auch die Voraussetzungen für ganz neue Versuchsanordnungen: Fahrzeug-Fahrzeug-Kollisionen (Car2Car) unter allen Winkeln, die Evaluierung von PRE-SAFE®, automatisiert gefahrene Manöver mit anschließendem Crash, Crashtests mit Lkw.

Das Technologiezentrum Fahrzeugsicherheit bietet ausreichende Platzverhältnisse für die zukünftigen Anforderungen, so misst die längste Crashbahn über 200 Meter. Insgesamt sind fünf Crashblöcke vorhanden, gegen die der Aufprall beim Crashtest erfolgt. Davon ist einer im Raum flexibel verfahrbar und ein weiterer um die Hochachse drehbar. Diese beiden Crashblöcke sind für den effizienten Betrieb an jeder der vier Seiten mit einer anderen Barriere vorkonfiguriert. Zusammen mit einem mobilen Trennwandsystem ermöglicht die Anlage den gleichzeitigen und unabhängigen Betrieb von bis zu vier Crashbahnen.

Crashtests gestern: Sicherheitspionier Mercedes-Benz setzt seit 60 Jahren Standards

Gleich zwei Sternstunden von Mercedes-Benz für die Fahrzeugsicherheit gibt es vor 60 Jahren: Am 11. August 1959 stellt die Marke der Presse die neuen Oberklasse-Fahrzeuge der Baureihe W 111 vor. Als erste Serienfahrzeuge der Welt haben sie eine Sicherheitskarosserie mit gestaltfester Fahrgastzelle und Knautschzonen an Front und Heck. Am 10. September 1959 beginnt Mercedes-Benz mit systematischen Crashtests, die zum festen Bestandteil der Fahrzeugentwicklung werden. Damit tritt die Sicherheitsforschung in eine neue Ära ein.

Beim ersten Crashtest im Mercedes-Benz Werk Sindelfingen prallt ein Versuchswagen frontal gegen ein festes Hindernis. Das ist ein wichtiger technischer Meilenstein, denn von nun an lässt sich das Verhalten von Fahrzeugen und Insassen bei Autounfällen anhand der Testwagen und Versuchspuppen realitätsnah untersuchen.

Die neuen Crashversuche beweisen, dass die von Daimler-Benz Ingenieur Béla Barényi erdachte Sicherheitskarosserie in der Praxis funktioniert: Sie baut einen erheblichen Teil der bei einem Unfall freiwerdenden Bewegungsenergie ab. Das kann Insassen, im Zusammenspiel mit den Sicherheitsgurten, vor schweren Verletzungen schützen. Das überzeugende Konzept wird zum Branchenstandard. Immer wieder setzt Mercedes-Benz in den nachfolgenden Jahrzehnten solche internationalen Standards und verbessert so die Fahrzeugsicherheit zum Wohle aller Verkehrsteilnehmer nachhaltig. Bleibt es in den ersten Jahren noch bei wenigen Unfallversuchen, etabliert sich das Verfahren seit den 1960er-Jahren zunehmend als zuverlässiges Werkzeug zur Optimierung und Prüfung der Fahrzeugsicherheit.

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